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Sonntag, 13. Mai 2012

Ensel und Krete verliefen sich im Wald

So geht ein altes Kinderlied. Nein? Ich soll mich in den Namen geirrt haben? Na gut, bei uns heißen die beiden Hänsel und Gretel, im zamonischen Märchen von Hildegunst von Mythenmetz (ein aufrechtgehender Dinosauriermann) heißen die beiden eben Ensel und Krete, aber sie verlaufen sich trotzdem im Wald. Und zwar im Großen Wald, den die Buntbären (bekannt aus den 13 ½ Leben des Kapitän Blaubär) besiedelt haben. Aber eben nicht alles. Im tiefsten Teil soll sich eine Hexe herumtreiben. Von daher haben die Märchen also schon einiges gemeinsam.

Mal davon abgesehen, dass Ensel und Krete zwei Fhernhachen und mit ihren Eltern auf Erholungsurlaub bei den Buntbären im Großen Wald. Das wird aber auf die Dauer langweilig, sie wollen nicht immer nur Himbeeren suchen, also mal auf ein paar Bäume klettern. Aber auf richtige, wo keine Buntbären zusehen. Also verlassen sie den Weg und streuen Himbeeren aus, damit sie zurück finden. Doch wie in unserem Märchen, werden die Himbeeren von kleinen Waldbewohnern gegessen und die beiden finden eben nicht mehr zurück. Immer tiefer kommen sie in den Wald, treffen auf Laubwölfe, sprechende Pflanzen, bekommen Haluzinationen vom Waldspinnenhexensekret und unterhalten sich mit einem Meteor. Dass dann immer noch ein Stollentroll auftaucht (die bekannt nie die Wahrheit sagen und immer nur das Schlechte im Sinn haben) macht das Ganze nicht besser.
Und wie war das mit der Hexe? Ja, klar, auch hier gibt es ein Hexenhaus. Aber was für eins. Nicht aus Lebkuchen, aber es gibt Klöße zu essen. Aber wie war das noch mal? Ensel und Krete sollen auch gegessen werden? Klar, sonst wären wir zu weit von den richtigen Hänsel und Gretel entfernt. Nur hier schaffen es die beiden wirklich im Magen der Hexe zu landen.

Und genau an der Stelle bricht der Autor ab. Ja, zamonische Märchen würden immer brutal enden, das hier wäre noch der nette Ausgang. Das erklärt einem der Autor auch schön in einer literarischen Figur, die er mythenmetzsche Ausschweifung nennt und die benutzt er ziemlich oft um über irgendwelche Dinge zu reden, meistens aber um einige Besonderheiten der Geschichte zu erklären, aber auch mal um seinen größten Kritiker zur Schnecke zu machen. Und so beschließt er, mit den Regeln eines zamonischen Märchens zu brechen und vielleicht doch ein Happy End rauszuholen (wie es ein bekannter Lügengladiator auch gemacht hat).
Damit nimmt die Geschichte dann doch noch ein gutes Ende, auch wenn es wirklich lange nicht danach aussieht, immerhin kommt noch ein bekloppter Bär mit einer Axt vorbei.

Als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hielt, war ich enttäuscht. Ja, ich hatte noch nicht angefangen zu lesen, und war schon enttäuscht. Es war so dünn. Nach dem Wälzer rund um Käptn Blaubär, ist Ensel und Krete mit nur 250 extrem dünn. Auch an die "Erzählweise" mit der mythenmetzschen Ausschweifung muss man sich wirklich gewöhnen. Die geht mir manchmal etwas zu lang, so dass ich schon fast wieder vergessen hatte, was eigentlich davor passiert war, denn in den Ausschweifungen geht es wirklich oft um  ganz andrere Themen, zum Beispiel die Gestaltung des mythenmetzschen Arbeitsplatzes. Walter Moers selber fungiert nur als Übersetzer und bringt nur kleine Anmerkungen in die Fußnoten mit ein und das auch nicht oft. Der Schreibstil ist aber ungebrochen komisch und sehr detailreich, was das Lesen dann wieder zur Freude gemacht hat und die 250 Seiten ganz schnell rum waren. Die Geschichte selbst ist wirklich nur an Hänsel und Gretel angelehnt, aber man erkennt das Märchen an vielen Stellen durchaus wieder. Die Illustrationen passen wunderbar ins Buch und geben einen noch besseren Einblick in die Welt Zamoniens, als es die Worte schaffen.

Ich kann es empfehlen, es hat Spaß gemacht es zu lesen, nur war es viel zu kurz. Ich hab schon nachgesehen, der nächste Band der Zamonien Romane ist wieder ein längerer und es wird nicht lang dauern, bis der auch in meinem Regal steht. ^^

1 Kommentar:

  1. Hier liegt auch ein Walter Moers. das Buch über Buchhain (aber frag jetzt nicht nach dem Titel). Tatsächlich hatte ich mich gegen Ensel und Krete entscheiden, weil es so wenig Seiten hatte... Ich mag dieses abschweifende, weil es einfach gut geschrieben wurde und dabei eine so große Anzahl verschiedener Worte verwendet ohne kompliziert zu sein. Ich mags.

    Liebe Grüße,
    Pauline

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